Geschichte


Vorgeschichte
(Quelle: REINHEIMER BEITRÄGE 4: Aus der Geschichte des Dorfes Ueberau; Herausgegeben vom Magistrat der Stadt Reinheim; 1991)

Heinz Reitz

Ueberau erstreckt sich östlich der an dieser Stelle 160 m über NN gelegenen und etwa l km breiten Gersprenztalaue. Hierüber erhebt sich ungefähr 10 m hoch der älteste Siedlungskern des alten Ueberau. Dieser breitet sich auf einem nördlichen Odenwaldausläufer um die heutige Straßengabelung Wilhelm-Leuschner-Straße/Brensbacher Straße aus. Es war ein günstiger Wohnplatz für Jäger und Ackerbauer. Einerseits gibt es auf dieser Anhöhe noch heute drei gute Quellen, der Weg zu den fruchtbaren Feldern war nicht weit oder beschwerlich und außerdem bot die Stelle einen weiten Ausblick über das von Gersprenz und Wembach gespeiste Feuchtgebiet mit Möglichkeiten zu Jagd und Fischfang.
In der Jungsteinzeit (2500 bis 1600 v. Chr.) lebten Menschen hier,
wie Funde beweisen. Die Ackerbaukulturen der Jungsteinzeit
bevorzugten Gebiete mit Lößboden in ganz Mitteleuropa, auch in
der Reinheimer Bucht sind die Voraussetzungen dafür gegeben.
Die Funde vom „langen Stein" stehen in Südhessen, neben denen in
Reinheim, Spachbrücken, Habitzheim und Lengfeld, allein und
weisen auf eine ganze Gruppe von Familien hin, die in der näheren
Umgebung gesiedelt haben mag. Beim Anlegen einer Rübenmiete
fand man im Jahre 1952 „Am langen Stein" viele Scherben,
Tierknochen und Steintrümmer in tief schwarz verfärbtem Boden.
Aus den großen Scherbenmengen konnten bisher verschiedene
unverzierte Gefäße wiederhergestellt werden.
In der Abbildung auf dieser Seite ist als Nr. 3 ein beutelförmiger
Becher mit ausladendem Rand und vier Nasen in halber Höhe
abgebildet. Nr. 4 zeigt einen Napf mit drei (oder vier?) Füßchen
und einer Nase in halber Höhe. Nr. 2a und 2b stellen den Rest
einer kleinen Schale mit Warzen dar.
 
   

Gefäße der Rössener Kultur aus Ueberau
(Jorns, S. 19)

1973 konnten außer an der geschilderten Stelle bei einer Begehung der Flur „Gehrenäcker" zahlreiche Scherben der Rössener Kultur, Hüttenlehm und Steingeräte geborgen werden. In der Flur „Auf dem Sand" fanden sich 1953 die Scherben mehrerer Gefäße neben anderen bandkeramischen Siedlungsresten. Auch am Gersprenzufer wurden Steingeräte und verschiedene vorgeschichtliche Keramikreste gefunden.

Neben den schon länger bekannten Abfallgruben der Bandkeramik-Zeit in der Flur „Auf der Lücke" fanden sich erst im Jahre 1987 auf dem Grundstück Am Schützenrain 37 wieder zwei vorgeschichtliche Gruben, die nach ihren Funden der Bandkeramik zugeordnet werden müssen. Die Auswertung der Luftaufnahmen (Luftbildarchäologie) vergrößern die Zahl der möglichen Fundplätze.

Scherben aus den Funden „Am langen Stein" (Jorns, Tafel A)

Literatur:

Werner Jorns (Hrsg.), Neue Bodenurkunden aus Starkenburg. Kassel 1953, S. 18-22 Zeugen der Vergangenheit. Vorgeschichte - Römerzeit - Mittelalter im Dieburger Land, dargestellt anhand von Bodenfunden der Jahre 1970-1980. Hrsg. Archäologische und volkskundliche Arbeitsgemeinschaft des Museums in Dieburg (AVA). Dieburg 1980, S. 15 Fundberichte aus Hessen 15 (1975), S. 471
Der Verfasser hat Herrn Dr. Göldner (Amt für Bodendenkmalpflege, Außenstelle Darmstadt) für die großzügig gewährte Einsichtnahme in die Unterlagen des Amtes zu danken.